Ende der Schonzeit

1620982_10204527417656243_2359576263469264649_nIn diesen Wochen enden wieder viele jagdliche Schonzeiten für Wildtiere in Deutschland. Auf der Liste der Tiere, die dann wieder geschossen werden dürfen, stehen viele Arten, die typische und häufige Gäste in privaten Wildtierstation sind: Wildenten, Blässhühner, Fischotter, Dachse, Steinmarder, Iltisse, Hermeline, Mauswiesel, Fasane, Wildtauben, Schwäne, Schnepfen, Möwen und Rabenvögel wie Elstern, Krähen oder Eichelhäher. Für viele Wildtiere gibt es nicht einmal kurze Schonzeiten.

Menschen, die sich am Rheinufer über Schwäne oder fröhliche Enten erfreuen, wissen oft nicht, dass diese Tiere bis heute völlig legal bejagt werden. Sagt man es ihnen, ist es nicht schwer, diese Menschen angesichts der ihnen gut bekannten Vögel gegen die Jagd einzunehmen. Denn Menschen neigen bekanntlich dazu, solche Themen nach persönlicher Nähe zu beurteilen: der Schwan, der das Brot aus der Hand nimmt, ist ihnen näher als der Fuchs, der Fasan, der Dachs oder der Marder, den die weitaus meisten Menschen in ihrem ganzen Leben nie zu Gesicht bekommen. Dass beispielsweise junge Füchse schon im Alter von einigen Wochen erschossen werden dürfen – und erschossen werden – empört nur wenige. Auch welchen ökologischen Nutzen die Jagd auf Iltisse oder Fasane haben sollte, wird kaum einer fragen. Die Tiere bleiben den Menschen überwiegend so wenig sichtbar wie ihr Tod durch die Jagd. Die Akzeptanz der Jagd in Deutschland lebt deshalb zu großen Teilen davon, dass sie für die Allgemeinbevölkerung unsichtbar ist und unsichtbar bleibt.

Ich habe aber bislang auch nur wenige Menschen kennengelernt, die die Jagd auf Füchse, Steinmarder oder Iltisse richtig finden, wenn sie einmal die Chance hatten, solche Tiere aus der Nähe kennenzulernen. Für fast alle Menschen, die einmal ein Wildtier als Welpen aus Not gerettet haben, verändert sich damit plötzlich die eigene Welt – selbst bei passionierten Jägern haben wir das schon erlebt.

Wir leben in Deutschland als Wildtierstation zwangsläufig damit, dass viele der Tiere, denen wir in wochenlanger Arbeit eine zweite Chance auf Leben erarbeiten, wegen der Bejagung ihren ersten Geburtstag nie erleben. Dennoch gibt es keine Alternative dazu, dass wir unsere Schützlinge in genau die Umwelt entlassen, in der sie wie alle anderen Wildtiere von Schrotgewehren oder Schlagfallen bedroht sind.

Sollten Sie heute noch einen Schwan füttern oder beim Abendspaziergang einen kleinen Fuchs treffen, wünschen Sie ihm bitte viel Glück. Er kann es in den nächsten Wochen gut brauchen.

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