Die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Veterinärmedizin eröffnen zahlreiche neue Möglichkeiten, stellen aber auch rechtliche und ethische Herausforderungen dar. Technologien wie Telemedizin, elektronische Patientenakten oder KI-gestützte Diagnosesysteme optimieren bereits heute den Praxisalltag und erleichtern die frühzeitige Erkennung von Krankheiten. Damit diese Entwicklungen rechtssicher und verantwortungsvoll umgesetzt werden können, sind klare Rahmenbedingungen erforderlich. An der Tierärztlichen Hochschule Hannover habe ich heute an einer Hybridveranstaltung teilgenommen, die sich intensiv mit dem Stand von Forschung und Praxis in diesem Bereich beschäftigt. Und man sieht: Es ist nicht so einfach.
Technologische Fortschritte und rechtliche Rahmenbedingungen
Der Einsatz von digitalen Lösungen und KI in der tierärztlichen Praxis erfordert eine präzise rechtliche Grundlage. Datenschutzrechtliche Aspekte spielen eine zentrale Rolle, insbesondere beim Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten von Tieren und den Eigentümern. Die Verarbeitung und Speicherung dieser Daten muss den Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen. Zudem stellt sich die Frage nach der Haftung: Wer ist verantwortlich, wenn eine KI-gestützte Diagnose zu einer Fehlentscheidung führt? Konkrete Antworten fehlen in diesem Bereich nach wie vor.
Anwendungsbereiche und interdisziplinäre Zusammenarbeit
Die Integration digitaler Technologien reicht über die kurative Praxis hinaus. In der Bestandsmedizin, der Tierernährung sowie bei der Analyse mikrobieller Risiken kommt KI zunehmend zum Einsatz. Dies erfordert eine enge Kooperation zwischen Veterinärmedizinern, IT-Experten und Datenschutzspezialisten. Auch ethische Fragestellungen, insbesondere die Verantwortung der Tierärzte beim Einsatz automatisierter Systeme, müssen berücksichtigt werden. Dabei dürfte nun auch eine Rolle spielen, dass viele Systeme der technischen Intelligenz aus den USA stammen, bei denen seit dem 20. Januar 2025 konkret in Frage steht, wie verlässlich Zusagen hinsichtlich Datenschutz und ethischer Verwendung von Systemen überhaupt noch sein können.
Datenschutz und IT-Sicherheit als zentrale Herausforderungen
Für eine erfolgreiche Implementierung digitaler Lösungen sind sichere IT-Strukturen essenziell. Unbefugter Zugriff auf tiermedizinische Daten oder Datenlecks können schwerwiegende Folgen haben. Daher müssen sowohl technische Schutzmaßnahmen als auch klare Regelungen zur Datennutzung und -weitergabe etabliert werden. Auch hier: Die Zuverlässigkeit US-basierter Systeme steht seit dem Amtsantritt des neuen Präsidenten und der Öffnung staatlicher Systeme für private Interessengruppen inzwischen in Frage. Die Europäische Union hat hierauf bislang keine Antworten gefunden.
Zukunftsperspektiven: Effizienzsteigerung und neue Rechtsfragen
Die Digitalisierung und der Einsatz von KI werden in der Veterinärmedizin weiter an Bedeutung gewinnen. Sie haben das Potenzial, die Effizienz in Tierarztpraxen und landwirtschaftlichen Betrieben zu steigern und die Tiergesundheit zu verbessern. Gleichzeitig ergeben sich neue rechtliche Fragen, etwa zur Haftung oder zum Datenzugriff durch Dritte. Die tiermedizinische Praxis steht vor der Aufgabe, sich diesen Herausforderungen frühzeitig zu stellen und eine rechtssichere Nutzung der Technologien zu gewährleisten.