Die Betrachtung der Tierethik kann aus verschiedenen Perspektiven erfolgen, die jeweils unterschiedliche moralische Bewertungen und Handlungsgrundsätze in Bezug auf Tiere und deren Behandlung nach sich ziehen. Eine dieser Perspektiven ist die anthropozentrische Auffassung, die den Menschen als das „Maß aller Dinge“ ansieht. Tiere und die außermenschliche Natur werden hierbei oft als Objekte betrachtet. Trotzdem können auch innerhalb dieser Sichtweise moralische Grundsätze gegenüber Tieren existieren, wie das Beispiel von Immanuel Kant zeigt, der grausame Tierbehandlungen ablehnt, da sie die Menschlichkeit beeinträchtigen könnten.
Eine alternative Sichtweise ist die pathozentrische Position. Hier steht die Leidensfähigkeit von Lebewesen im Mittelpunkt, wobei alle leidensfähigen Wesen moralische Berücksichtigung finden sollten. Dieser Ansatz betont die Notwendigkeit, Leid bei allen empfindungsfähigen Wesen zu minimieren.
Eine dritte Perspektive ist die biozentrische Überzeugung, die besagt, dass jedes Leben, egal welcher Art, einen Eigenwert besitzt, der moralische Beachtung verdient. Diese Sichtweise erweitert den moralischen Kreis über das Leiden hinaus auf das bloße Sein von Leben.
Innerhalb der Tierethik können auch hierarchische und egalitaristische Auffassungen unterschieden werden. Während einige die Sonderstellung des Menschen und die Nutzung von Tieren für menschliche Zwecke befürworten, lehnen andere jede Form von Ungleichbehandlung und die Vorherrschaft des Menschen über Tiere ab. Diese Debatte findet auch innerhalb der christlich-theologischen Tierethik statt, wobei Persönlichkeiten wie Eugen Drewermann und Rainer Hagencord bedeutende Beiträge leisten.