Die Stadt Krefeld hat es versäumt, die Betreuung von Fundtieren für ihr Gemeindegebiet zu organisieren. Dazu hätte sie seit dem Jahr 2011 Zeit gehabt, als das privat getragene Tierheim den Betreuungsvertrag mit der Kommune gekündigt hat. Nun ist das Tierheim geschlossen, und Fundtiere stehen mitsamt den Findern auf der Straße. Und es ist zu befürchten, dass das noch eine ganze Weile so bleiben wird.
Dabei ist die Rechtslage eindeutig: Die Städte und Gemeinden sind zur Aufnahme und Betreuung von Fundtieren durch das Bürgerliche Gesetzbuch verpflichtet. Jeder Bürger, der ein solches Tier entdeckt, hat einen Rechtsanspruch darauf, dass die Gemeinde ihm das Tier abnimmt, wenn er es wünscht. Die Gemeinde kann sich also nicht verweigern, wenn ein Bürger mit einem zugelaufenen Hund vor der Tür des Ordnungsamtes steht.
Und genau das sollte derzeit die Empfehlung an alle Bürger in Krefeld sein: Wenn Sie ein Tier finden, bringen Sie es bitte ins Rathaus. Das Ordnungsamt finden Sie am Standort „Am Hauptbahnhof 5“. Lassen Sie das Tier in jedem Falle dort, auch wenn es Ihnen leid tut.
Denn: Nur wenn es der Kommune weh tut, wird sich etwas ändern. Dass die Stadt Krefeld derzeit Bürger bittet, Fundtiere doch gleich bei sich zu behalten, ist eine schlichte Frechheit, gleichzeitig aber exemplarisch für den Umgang vieler Kommunen mit der Fundtierverwaltung: Es ist eine lästige und teure Pflicht, als echte und ernste Pflichtaufgabe mögen das nur wenige sehen. Die Politiker und Verwaltungen profitieren dabei von der Tatsache, dass es stets tierliebe Bürger gibt, die es nicht ertragen, wenn Tiere nicht anständig behandelt und versorgt werden. Kündigt eine Kommune an, ein Tierheim nicht mehr finanziell zu unterstützen, finden sich in den meisten Fällen Menschen, die in die eigene Tasche greifen – unter Protest zwar, aber regelmäßig sehr verlässlich.
Und genau das sollte aufhören. Solange Bürger den vielfachen Rechtsbruch im Bereich der Fundtierverwaltung tolerieren, wird diese Praxis weitergehen. Deshalb ist es dem Trägerverein des Krefelder Tierheims hoch anzurechnen, dass er die Verträge mit der Kommune gekündigt hat. Die meisten Tierschutzvereine, die Tierheime für die Kommunen betreiben, tun das nicht und akzeptieren die überwiegend unzureichenden Zahlungen der Gemeinden.
Die Verhandlungen für das Tierheim in Troisdorf, die dem Trägerverein am Ende eine 100-Prozent-Finanzierung eingebracht haben, habe ich mit einer einfachen Ansage begonnen: Entweder es kommt ausreichend Geld, oder wir ziehen den Stecker. Im Rhein-Sieg-Kreis hat das geklappt, es kann auch anderswo klappen, wenn die Drohung wirklich ernst ist. Wie die Tierschützer in Krefeld gezeigt haben, führt Konsequenz auch zu einer öffentlichen Diskussion in Sachen Fundtierverwaltung. Und die können Gemeinden eigentlich immer nur verlieren.
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Die Botschaft ist scheinbar angekommen:
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/fundtiere-chaos-tierheim-doch-wieder-zustaendig-aid-1.4851318