Trotz gravierender Mängel: Baden-Württemberg setzt auf Luca-App

Die Wirtschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Nicole Hoffmeister-Kraut, appelliert an Betriebe und Verbraucherinnen und Verbraucher, die Luca-App zur digitalen Kontaktnachverfolgung einzusetzen. Das ist – zurückhaltend gesagt – unverständlich angesichts der substantiellen Sicherheitsrisiken, die sich in den letzten Wochen hinsichtlich der Luca-App offenbart haben. Während andere Bundesländer dieses Problem erkannt haben, scheint es in Baden-Württemberg bislang noch keine Sensibilität für das Thema zu geben.

Nachdem bereits die Datenschutzkonferenz des Bundes und der Länder (DSK) der Luca-App Mängel attestiert hatte, hat sich später auch eine Gruppe führender IT-Sicherheitsexpertinnen und -experten kritisch über die App geäußert. Die App weise demnach derart schwerwiegende Defizite auf, dass die mit der Nutzung einhergehenden Risiken gegenüber dem Nutzen der Anwendung “völlig unverhältnismäßig” seien.

Das einige Bundesländer erhebliche Steuergelder für die Finanzierung von Lizenzen der Luca-App investiert haben, ist recht offensichtlich einer gezielten Marketingkampagne zu verdanken, in die auch der Musiker „Smudo“ involviert ist, der nach Presseberichten selbst Anteile an dem Betreiberunternehmen hält. Einen substantiellen Nutzen können Experten in der App allerdings schon deshalb nicht erkennen, weil sie das eigentliche Problem der Nachverfolgung gar nicht lösen kann: Die mangelnde Bearbeitungskapazität der zuständigen Gesundheitsbehörden.

Der Einsatz der Luca-App in Baden-Württemberg ist auch deshalb unverständlich, weil mit der öffentlich finanzierten „Corona-Warn-App“ (CWA) bereits eine Lösung zur Verfügung steht, die alle notwendigen Funktionen enthält. Es bedürfte lediglich einer kleinen Änderung in den länderspezifischen Coronaschutzverordnungen, um den Einsatz flächendeckend voranzubringen. Hierzu haben sich die meisten Bundesländer allerdings bislang nicht durchringen können.

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